Ich bin auch nur ein Mensch. Ja wirklich! Ich reagiere menschlich und lasse mich auch mal von meinen Gefühlen leiten, doch man sollte seine Emotionen nicht unterschätzen!
Hundekicks:
Es ist eine, durch das Fernsehen salonfähig gewordene Unsitte seine Hunde für jegliches, meist nur für den Besitzer nachzuvollziehendes Fehlverhalten in die Seite, oder eher die Nieren zu treten. Ein Versuch Dominanz über seinen Hund auszuüben, gern genutzt bei zum Beispiel fehlender Leinenführigkeit.
Über die Unsinnigkeit dieses Verhaltens müssen wir nicht diskutieren, oder?
Nun gut, gerade auf unserer Abendrunde kommt uns ein junger Mann mit Hund auf einem Spazierweg entgegen, der eingegrentzt ist zwischen einem Gleisbett und einem Zaun, zum Glück aber immerhin so sechs bis sieben Meter breit ist. Ein silberner Staffordshire Terrier, ganz wie es vorgeschrieben ist mit kurzer Leine und Maulkorb, die arme Socke, dafür kann der Halter ja aber auch nichts. Er also seinen Hund rechts, ich Marek auch rechts und so ginge wir an einander vorbei. So weit alles schick, da ich mich auf Marek konzentriert habe um ihm zu sagen wie wunderbar ich es von ihm finde wie er netter Weise schnüffeln geht oder vom Staff zu mir schaut hab ich nicht darauf geachtet was der andere macht. Marek läuft entspannt weiter, nächste Schnupperstelle, er vertieft und ich schau mich um, schaue dem anderen hinterher, war immerhin ein hübscher Hund… und meine gute Laune verfliegt in Sekunden.
Der Staffordshire immernoch aufgeregt vom an Marek vorbei gehen, geht etwas vor seinem Menschen, kick in die Seite, zwei Schritte, das gleiche noch mal.
Ich wende mich ab. Ja verammt was soll ich den machen? Es nagt an mir, aber wie oft gehen solche Einmischungen gut?
Marek mein Herzhund hat natürlich nicht vor mich aus meinem Elend zu befreien und ist ganz vertieft in seiner Geruchswelt.
Ich schaue also wieder hin, zähle einen Kick, einen Zweiten, einen Dritten… nett sein wir über bewertet!
Wutausbruch:
„Hör verdammt noch mal auf deinen Hund zu treten! Was soll der Schei*? CM ist Entertainer und kein Hundetrainer!“ Der Angesbrüllte war schon ziemlich weit weg und er hat mich gehört, keine Ahnung vom Dezibel System aber leise war das nicht.
Es half, mir, weil ich so das Gefühl hatte dem Würgegriff er Machtlosigkeit ein Schnippchen zu schlagen und dem Hund, weil sein Halter tatsächlich nur betroffen schaute und dann ohne Kicks weiter ging.
Diplomatie:
Das war natürlich nicht wirklich hilfreich, nützte dem Staff auf Dauer nichts und ich hatte zwar die Machtlosigkeit bekämpft dafür kam jetzt ihr großer Bruder das schlechte Gewissen. Hätte, wäre, wenn…. was tun um wirklich zu helfen?
Das Universum meint es ja oft zu gut mit einem und daher wollte es mir meine Frage natürlich gleich beantworten. Es schickte mir besagten Hundehalter keine 15 Minuten später wieder entgegen.
Die Umgebung dieser Begegnung ähnlich angenehm, rechts ein Zaun und links ein Bach, Wegbreite wenn es hoch kommt drei Meter, Steilböschung mit einberechnet vielleicht fünf. Jai!
Umdrehen und so ausweichen? Marek ganz intensiv am Boden scannen, wann hat sich dieser Kerl eigentlich mit dem Universum verbündet mir eine Lektion zu erteilen?
OK ich ergebe mich, lass ihn kommen.
„Tut mir Leid, dass ich so gebrüllt habe, aber ich kann mir dieses gekicke echt nicht angucken.“ Freundlich, ruhig, Hände zur Seite mit den Handflächen zu ihm, Kopf leicht geneigt, keine Wut und Verhandlungsbereit.
„Schon gut, du hast ja recht, ist doch gut wenn man sich um andere Tiere sorgt.“
Wir redeten so 15 Minuten, ja unsere Hundis haben sich zwischendurch angefahren, er hat auf seine, ich auf meine Art für Ruhe gesort.
Ich hab ihn nicht angefahren dafür, ich hab ihm auch nicht verraten, dass ich Hundetrainer bin, dafür war der Start denkbar ungünstig, aber ich habe ihm die Rebecca Hundeschule empfohlen, die sind super und auch nicht weit weg. Er liebt seinen Hund und war nicht abgeneigt auch mal was anderes aus zu probieren als das, was er halt schon immer so gemacht hat.
Ich glaube in meinem Kopf hat gerade der Mut der Machtlosigkeit und dem schlechte Gewissen auf die Schulter geklopft, verdammte Verschwörung!