Gerade im Frühjahr kommt es gerne vor, dass Kunden mich anrufen und mir berichten, dass das Training ja so gar nicht funktioniert.
Ihr Junghund/Welpe mache sein großes Geschäft jetzt wieder in die Wohnung, oder ist draußen ja noch genervter als vor meinem Besuch vor einigen Tagen.
Eine meiner ersten Fragen ist dann, „Ist er/sie gerade im Fellwechsel?“.
Darauf kommt meist ein erstauntes „Ja der fusselt gerade die ganze Wohnung voll, aber was hat denn das eine mit dem anderen zu tun“?
Jeder kennt die Geschichte vom Storch, der die Babys bringt oder? Die Geschichte ist entstanden, weil die Rückkehr des Storches in unsere Gebiete oft mit einer hohen Anzahl an Geburten zusammen viel. Letztlich haben sie aber dennoch keinen Zusammenhang.
Natürlich kommt es durch Training und auch Umstellungen im Umgang zu Veränderungen beim Hund, die im direkten Zusammenhang stehen. Doch die sind zu meinem Glück 😉 zumeist positiv :-).
Gerade zu den Jahreszeiten des Fellwechsels von Winter zu Sommerfell oder auch umgekehrt gibt es allerdings oft negative Veränderungen im Verhalten, die gar nichts damit zu tun haben, dass sich der Hund gerade im Training befindet oder die Halter sich anders benehmen. Hier besteht der Zusammenhang bei Verhalten-Fellwechsel, etwas was gerade Neuhundehaltern mit Welpen oder Junghunden gar nicht in den Sinn kommt 🙂

Sommerfell-Winterfell
Der Fellwechsel im Frühjahr ist meist heftiger als der im Herbst, da die komplette Unterwolle abgeworfen wird, und das insgesamt eine ziemliche Leistung des Körpers ist!
Der Hormonhaushalt bei allen Hunden ist dabei sehr gefordert und gerade junge Hunde die das noch nicht oft erlebt haben sind davon manchmal stark beeinträchtigt!
Auch alte Hunde, deren Kreislauf und Immunsystem nicht mehr so fit ist, wie die Jahre davor können von einem Jahr auf das nächste Auffälligkeiten zeigen.
Letztlich sind die Auswirkungen so individuell wie die Hunde, Kurzhaar, Langhaar, Couchpotato oder Quierlie. Sie können plötzlich auftretende Lethargie zeigen oder erst recht aufgewühltes Verhalten, sind reaktiver oder besonders langsam im der Zeit.

Fellwechsel auf Hochtouren
Nicht zu vergessen, dass vermehrt Haare im Magen landen und dort die Verdauung beeinflussen können. Häufigerer und dünnerer Kotabsatz können die Folge sein. Auch ein unangenehmes Gefühl im Magen, was sich wieder auf die Stimmung auswirkt.
Mein eigener Hund zeigt zu dieser Zeit ein vermehrtes putzen, was sich tatsächlich auf seine Schlaf-Wach Phasen auswirkt.
Wenn Temperaturen sich innerhalb eines Monats um 20°C erhöhen, wie es in den letzten Jahren häufiger der Fall war, dann ist noch ein großer Teil der Unterwolle bei schon sehr hohen Temperaturen vorhanden. Dies kann zu juckenden Stellen führen. Kratzt der Hund dann vermehrt, kann es sogar zu offenen Stellen kommen.
„Shippo fühlt sich sichtlich unwohl, wenn er nicht regelmäßig gebürstet wird, es kommen lose Haare in die Ohren, also schüttelt er sich ständig, legt den Kopf schief und schaut erbarmungswürdig. Der Pelz juckt und alles ist blöd. Dadurch hat er eine ziemlich kurze Zündschnur draußen, weil er so irritiert ist… sich nicht wohl in seiner Haut fühlt.“
Christine Bamberger
Auch wenn der Fellwechsel allein bei manchen Hunden noch keine merkbaren Veränderungen zur Folge hätte, kann er, wenn er mit anderen Stressoren zusammenfällt ein verstärkender Faktor sein. Ein gutes Beispiel sind hier läufige Hündinnen, oder wenn es gerade eine OP zu verkraften gilt.

nach dem ausbürsten
Helfen kann man seinem Hund natürlich ganz klassisch mit ausbürsten. Je nach Hund am besten täglich während der heißen Phase.
Vor dem überstürztem scheren würde ich abraten!
Es ist für viele Hunde sinnvoll, hier sollte sich allerdings eingehend, aus mehreren Quellen informieren werden, bevor zur Schere gegriffen wird.
Um den Hundekörper zu unterstützen bei seiner Aufgabe können auch Zink und B-Vitamine (Biotin) zu gefüttert werden, wie es bei anderen Tieren schon üblich ist.
„ […] in der Pferdepraxis ist es üblich im Fellwechsel die Tiere auch mit einer Mineralienkur (insbesondere Zink) zu unterstützen. Gerade dann, wenn die Tiere durch den Fellwechsel sehr im Stress sind, kann auch Magnesium sinnvoll sein.“ Patricia Vehrs (Tierärztin)

Hautentzündung aufgrund von Zinkmangel im Verlauf des Fellwechsels.
Fazit:
Es ist manchmal wie mit dem Storch und den Babys, zwei Ereignisse fallen zusammen, bedingen sich aber nicht gegenseitig.
Der Fellwechsel ist ein völlig natürlicher Mechanismus. Viele Hunde durchleben ihn Jahr für Jahr ohne dass die Halter, bis auf vermehrtes staubsaugen, Auswirkungen erleben.
Bei der Frage nach der Ursache von Verhaltensveränderungen, sollte man ihn allerdings auf keinen Fall vergessen.
(Titelbild: Akuma, Shiba, Foto von Tanja Marion, Winterfell-Sommerfell)